Jan Sosniok über emotionale Grauzonen und EmoPower®
Das Video zum EmoTalk®
Lesen Sie hier den Auszug aus dem Interview
Das Interview zum nachlesen
Carmen Uth:
Was sind denn so die drei wichtigsten Emotionen, die sie mögen?
Jan Sosniok:
Ich mag die Emotion des Empfindens für Glück. Das ist eine sehr starke Emotion, die viel beeinflusst.
Ich muss aber auch sagen, dass ich es ebenso zu schätzen weiß, traurig zu sein, weil es auch ein Zustand ist, der sehr inspirierend sein kann und sich selbst zu sich nach innen holt.
Das Glück ist eher extrovertiert, während Traurigkeit dann mehr eine Introvertiertheit ausdrückt.
Carmen Uth:
Das ist schön.
Jan Sosniok:
Oft bewege ich mich auch in einer Art Grauzone. Das bedeutet, dass ich weder übermäßig euphorisch noch übermäßig heruntergezogen bin.
Carmen Uth:
Ein Zustand der Entspannung also?
Jan Sosniok:
Genau. Ja, genau. Alles ist okay und es gibt nichts zu klagen. Wenn ich das farblich beschreibe, dann würde ich sagen, das ist so die Grauzone, in der man sich bewegt. Und diese Grauzone bietet immer ein Gefühl der Sicherheit.
Carmen Uth:
Das ist ein schönes Bild. – Es gibt dem Farbton Grau eine andere Qualität.
Ich möchte gern noch einmal auf den Punkt der Traurigkeit zurückkommen. Das ist etwas, womit die meisten Menschen kämpfen, wenn sie traurig sind oder wenn sie Wut im Bauch haben oder wenn sie gefrustet sind.
Die meisten Menschen lehnen solche Emotionen ab und fühlen sich damit nicht gut.
Sie hingegen sagen, dass Traurigkeit auch etwas sehr Schönes für sie bietet. Sie haben gesagt, da gehe ich nach Innen, da bin ich introvertiert.
Was bedeutet das aber noch für Sie und wie haben Sie es geschafft, Traurigkeit als etwas Gutes betrachten zu können und es Wert zu schätzen?
Jan Sosniok:
Ich würde mich als einen spirituellen Menschen bezeichnen, der sich mit solchen Themen auseinandersetzt und auch daran glaubt, dass es eben Vieles gibt, was wir als Menschen mit logischem Verstand nicht verstehen. – Und trotzdem ist es da.
Ich sehe mich ein bisschen wie eine Tasse. Eine Tasse kann man drehen. Es bleibt immer dieselbe Tasse, egal wie ich sie drehe. Und wenn ich diese Tasse einteile in bestimmte Emotionszustände, dann ist diese Tasse behaftet mit allen Emotionszuständen, die wir haben.
Und trotzdem schaue ich meist nur auf eine Emotion – nämlich auf die, die mir gerade zugewandt ist.
Wir sind ja so ein bisschen wie ein Kristall – mit all unseren Facetten – und es gibt natürlich Facetten, die wir uns nicht so gerne anschauen und sagen: „Nein, damit habe ich nichts zu tun, das bin ich nicht“.
Ich habe für mich erkannt, dass es in Ordnung ist, sich auch die Seiten anzuschauen, die man nicht so mag. Erstaunlicherweise stellt man dann fest, dass man die eine oder andere Seite hat, die nicht so schön ist. Und trotzdem ist sie Teil von mir.
Ich akzeptiere sie und deswegen kann ich mich dann auch manchmal in Traurigkeit suhlen und in Selbstmitleid zergehen. – Und ich finde es nicht schlimm!
Natürlich ist es für meine Familie, insbesondere für meine Frau, die natürlich an meinen emotionalen Zuständen teilnimmt, auch eine große Herausforderung. Aber ich kann dann auch sagen: „Ja, ich bin jetzt schlecht drauf“ oder „Lasst mich doch jetzt mal in diesem Zustand“. Und sie schafft es dann, mir wirklich das Gefühl zu geben, dass ich so sein darf, wie ich will.
In solchen Momenten ist es dann auch leichter für mich, da wieder hinaus zu kommen, da ich dann ganz in Ruhe bin.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen ich noch mehr provoziert werde und dadurch eigentlich noch tiefer in diesen negativen Zustand reinrutsche. Dadurch wird es für mich dann auch schwieriger, dort wieder rauszukommen.
Ich habe einen Partner – meine Frau – gefunden, der mir das sehr leicht macht, meine eigene Facette zu betrachten und damit zu leben und auch damit in Ordnung zu sein.
Carmen Uth:
Das ist ein ganz wunderbares Bild – dieser Kristallstein.
Ich habe früher bei bestimmten Emotionen sozusagen über den Brilli ein Tuch gelegt. Doch man strahlt erst dann richtig, wenn man eben diese Emotionen im Leben zulässt und sie sogar, wie Sie es so schön machen, auskosten und dadurch noch mehr Kraft gewinnen.
– Ich nenne das EmoPower®.
Jan Sosniok:
Ja genau, wir ziehen unheimlich viele Erfahrungen daraus und entdecken auch Dinge an uns, die vielleicht eine Weile unentdeckt gewesen sind und dann irgendwann hoch kommen.
Und wenn man bereit ist, zuzulassen, dass man nicht nur immer ein positiv gestimmter Mensch ist und nicht immer ausschließlich gute Emotionen in sich trägt, dann wird es eben auch leichter, Erkenntnisse zu gewinnen.
Das gibt uns auch die Chance, mit Situtationen, mit denen wir immer in einer bestimmten Art und Weise umgegangen sind, mal anders umzugehen.
Dadurch erlangt man auf einmal eine Wahl:
„Gehe ich nach rechts oder gehe ich nach links? Bisher bin ich immer nach rechts gegangen und habe immer das selbe Ergebnis erhalten. Also gehe ich jetzt nach links, um zu sehen, wo mich das hinführt.“
Das finde ich interessant. Persönlich gelingt mir das jedoch auch nicht immer.
Ich möchte mich also jetzt gar nicht so als den weisen Mann darstellen, der das Leben verstanden hat. – Dafür gibt es einfach immer noch tagtäglich viel zu viele Situation, die auch für mich neu sind.
Aber, deswegen meinte ich eben, dass ich mich auch oft in der Grauzone befinde, denn dort muss man sich nicht zwingend damit beschäftigen. – Da ist alles cool und man lässt sich einfach mal treiben.
Ich mag dieses Gefühl, wenn man so in ruhigen Gewässern schwebt. Aber natürlich ist es auch wichtig und schön, wenn man in stürmische Gewässer kommt.
Carmen Uth:
Warum ist das auch schön, in stürmische Gewässer zu kommen?
Jan Sosniok:
Sonst wäre es ja langweilig.
Wenn man jeden Tag Fischsuppe ist, dann schmeckt die irgendwann auch nicht mehr.
Wie es immer so schön heißt: Wir wissen unsere Gesundheit nur zu schätzen, bis man mal krank ist. Das ist ja eben genau das, was ich meine.
Wenn wir also immer nur im „ruhigen Gewässer“ treiben, dann wird man irgendwann auch lethargisch. Und dann weiß man, glaube ich, auch den positiven und entspannten Zustand nicht mehr zu schätzen.
Deswegen braucht man zwischendurch diese emotionalen Berg- und Talfahrten und sie beinhalten ja auch Schönes. – Zum Beispiel das Gefühl des Glücks oder die besondere Euphorie wenn man durch eine positive Emotion strahlt und vor Kraft sprüht. Und natürlich dadurch auch andere Menschen ansteckt und inspiriert.
Aber ebenso wichtig ist es auch, mal so ganz für sich zu sein – in seiner kleinen Höhle als Eremit – mit sich und seinen Gedanken und seinen tragischen Dingen, die man bewältigen muss.
Jan Sosniok ist ein deutscher Schauspieler bekannt aus verschiedensten Fehrnsehserien, Filmen, Komödien und Krimis.
Ein herzliches Dankeschön an Katy Steinfeld, KS Steinfeld PR & Management Agentur für die großartige Unterstützung.
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