Emotionen nehmen, wie sie kommen
Sven Hannawald, ehemaliger deutscher Skispringer, heute TV-Experte bei Eurosport und Unternehmensberater.
Was sind die 3 wichtigsten Emotionen, die Sie mögen?
Sven Hannawald: Freude, Begeisterung und Traurigkeit. Traurigkeit, ob das jetzt Verlust von Menschen ist oder auch von Tieren, möchte man vermeiden, sie gehört aber zum Ausgleich mit dazu. Das Leben hat zwei Seiten: das Schöne und das nicht so Angenehme. Das gehört alles zum Leben dazu.
Was tun Sie dafür, um „gute“ Emotionen möglichst oft auskosten und genießen zu können?
Sven Hannawald: Ich habe gelernt, Emotionen zu nehmen, wie sie kommen. Ich kann mich natürlich nicht die ganze Zeit positiv beschallen. Da lebe ich sonst in einer Welt, die vielleicht eine Blase ist, die irgendwann mal platzt. Deswegen bewege ich mich in meinem ganz normalen Leben in meinen Aufgaben und weiß, dass ich mich auf schöne Emotionen freuen kann. Da können aber auch mal negative Emotionen dabei sein, wenn ich mal etwas nervt. Aber ich steuere mein Leben nicht nur positiv, weil ich weiß, dass auch andere Themen eine Rolle spielen.
Sich dagegen zu wehren, macht es schlimmer. Zulassen ist wichtig.
Sven Hannawald: Sich dagegen zu wehren, macht es schlimmer. Zulassen ist wichtig. Durch den Burn out habe ich viel über das Leben gelernt und wie es funktioniert. Heute weiß ich, wenn man verdrängt, kann es später schlimmer kommen. Das bedeutet also, es zuzulassen, es zwar nicht als normal hinzunehmen, aber zu akzeptieren, dass es ist, wie es ist.
besser.
Wenn Sie in bestimmte kritische Situationen – Stress, Überforderung, Kritik, Konflikte – kommen, wie schaffen Sie es, sich zu sammeln und zu orientieren?
Einfach einen Schritt vorwärts gehen, dann ist das Ende absehbar.
Sven Hannawald: Das lernt man auf jeden Fall im Sport. Da hat man gewisse Situationen, die einem nicht so lieb sind, die aber trotzdem vielleicht so sein müssen. Dementsprechend muss man einfach einen Schritt vorwärts gehen und dann ist sowieso irgendwann mal das Ende absehbar. Das ist ja nicht auf Dauer, sondern einfach eine Situation, deren Ende in den meisten Fällen vorprogrammiert ist. Wenn man sie einmal anfängt, weiß man, dass man dadurch dem Ende näher kommt. Das bedeutet also, es ist auch bald vorbei.
D.h. Sie sind aus so einer aktuellen Situation in der Lage, einen Blick in die Zukunft zu werfen?
Sven Hannawald: Ja, genau das lernt man im Sport.
Sven Hannawald ist ein ehemaliger deutscher Skispringer und heute TV-Experte bei Eurosport sowie Unternehmensberater. Hannawald gewann 2002 als bislang einziger Sportler die Vierschanzentournee mit Siegen in allen vier Wettbewerben. Bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City, USA, holte er mit der Mannschaft Gold. Zuvor wurde er 1998 und 2000 zweimal hintereinander Skiflug-Weltmeister. Bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften 1999 und 2001 war er mit vier Medaillen erfolgreich, darunter zweimal Gold mit dem Team. 2002 wurde Sven Hannawald als Deutschlands Sportler des Jahres geehrt.
Wie wichtig es ist, „Mut zur Pause“ [Gemeinschaftsprojekt Sven Hannawald, Sven Ehricht und Staedler] zu haben und präventiv immer wieder Auszeiten zu nehmen, bestätigt auch er, wie zahlreiche andere Interviewpartner.
Das Interview fand auf der Personal Süd in Stuttgart statt, Danke an die spring Messe GmbH.
Wie auch Sie Emotionen steuern und
sinnvoll für Neues einsetzen