Alexander Albrecht im EmoTalk®
Das Spinnennetz der Emotionen
Lesen Sie hier den Auszug aus dem Interview
Der EmoTalk® zum Nachlesen
Carmen Uth:
Du hast erwähnt, du definierst eher. Also du siehst Emotionen und Gefühle gerne positiv. So Gefühle, die uns auch Kraft geben wie Liebe, Glück, Vertrauen, Freude und so weiter und so fort.
Aber es gibt natürlich auch andere Situationen – und die müssen gar nicht nur traumatisch bedingt sein. Das passiert auch tatsächlich im Alltagsleben.
Nun weiß ich ja, dass Du Schauspieler bist. Und für Schauspieler ist es wichtig, den eigenen Emotionen Ausdruck verleihen zu können.
Aber in erster Linie bist du auch Mensch. Und ich bin immer so gespannt auf den Menschen, mit dem ich gerade sprechen darf. Wie ist das also bei Dir? Wie gehst du damit um?
Also, du hast ja schon gesagt gerade jetzt in Corona Zeiten ist es dir ganz wichtig, in die Natur zu gehen, Energie zu tanken.
Die Frage ist wie gehst du denn damit um, wenn Emotionen dich übermannen, aus welcher Quelle auch immer sie stammen, die dich Energie kosten oder die auch mehr ein „Zuviel“ an Energie in dir auslösen. Das kann zum Beispiel Wut sein, das ist eine Power Energie die entsteht, das kann auch Ärger sein, oder das kann auch Euphorie sein. Das ist auch ein Überdruck an Emotionen.
Das ist so die eine Seite. Aber es gibt ja auch die Kehrseite Trauer, Frust, Melancholie. Das sind dann so die Momente, wo wir weniger Energie haben.
Wie gehst du mit solchen emotionalen Ausschlägen um?
Alexander Albrecht:
Wie gesagt, es kommt dann drauf an.
Also es gibt Situationen, wo ich jetzt schon ein bisschen geübter bin. Das mein System gerne mir diese Signale sendet.
Und dann nehme ich mich manchmal einfach auch nicht allzu ernst, wo ich so ein bisschen auch über mich lachen kann.
Zum Beispiel in der Früh bin ich sehr gerne manchmal euphorisch und werde so ein bisschen Goofy Artig lustig.
Carmen Uth:
Versuchs mal mit Gemütlichkeit.
Alexander Albrecht:
Ja, und dann reite ich aber da drauf, weil es mir gut tut. Und ich es auch sehr, sehr mag, muss ich ehrlich sagen.
Und ich habe aber auch diese melancholische Seite, diese traurige Seite, und die versuche ich auch zu akzeptieren.
Wenn ich merke von wo es kommt – ist das jetzt vom verletzten Kind oder kommt es, weil jetzt irgendjemand von außen mich ärgert. Wenn mich von außen jemand ärgert, dann versuche ich auch der Wut den Raum zu lassen.
Carmen Uth:
Sehr schön, spannend!
Erzählt mir mehr davon, wie Du das machst. Ich finde Wut so spannend.
Alexander Albrecht:
Ja, es ist auch sehr befreiend, wie du es davor gesagt hast, weil es eine Kraft ist.
Ich muss ehrlich sagen da war meine Mutter eine sehr große Meisterin für mich, denn sie kann das sehr, sehr gut. Sie kann auch sehr gut nein sagen und sie kann sehr gut sagen: „So jetzt steh mal auf, und jetzt ist zu Ende hier rum geflennt“.
Sie hat mir so dieses Stehaufmännchen ein bisschen mitgegeben. Und wenn ich merke, dass ich mich so ein bisschen im Selbstmitleid suhle, dann lasse ich dem auch wirklich Raum. Das kann ein Tag sein, es kann zwei sein. Aber da kommt immer wieder der Moment, wo sozusagen dieses Tier in einem einen wieder aufrichten lässt. Und damit, wenn das da ist, ist es wieder da. Ja.
Carmen Uth:
Und was tust du dafür, um dieses Tier zu zähmen damit es auch kommen kann und dich retten kann?
Alexander Albrecht:
Es ist eine gute Frage.
Ich glaube, ich habe das eben einerseits von ihr einfach so bekommen in der Erziehung. Und wir sind emotional starke Menschen in der Familie. Also das ist so. Wir haben alle viel durchgemacht.
Und dann gab es auch eine geniale Schauspiel Übung, mal in New York, die ich von Susan Betson gelernt habe. Und da geht es eben wirklich genau darum, dass du dich Niederschmettern lässt von einer Sehnsucht der Figur. Und dies ist ja ein bisschen auch an der jungen Psychologie aufgebaut, dieses Method Acting von Amerika. Und da habe ich auch ein bisschen gelernt, dass bei mir ab und zu anzuwenden. Sich wirklich darin fallen zu lassen, aber dann auch darin zu üben, wieder aufzustehen. Sich aufzurichten.
Ist jetzt wie, wenn man auch von der Großmutter hört, so, sie ist immer mit einem geraden Kopf durchs Dorf marschiert. Sie hat sich nie irgendwie unterkriegen lassen. Und das sind glaube ich schon so Weisheiten, die man auch anwenden kann.
Es gibt auch eine schöne Bezeichnung in Schweizerdeutsch, die heißt, „Nimm mal den Finger aus dem Arsch“. Auf gut Deutsch, nimm mal den Finger aus dem Hintern raus. Und das finde ich, hat schon auch eine Kraft. Eben weil man sich sonst so darin suhlt. Also für mich.
Ich nehme das aber auch sehr ernst, wenn ich in dieser Phase bin, wo ich auch am Wochenende mich unter der Decke verstecken will. Und dann mach ich das.
Carmen Uth:
Das finde ich einfach nur großartig. Es ist ja auch so wichtig, seinen Emotionen den Raum zu geben. Wenn wir das nicht tun, dann wachsen die, so wie Corona, exponentiell. Und je größer, je mächtiger die Emotionen werden, desto schwerer ist es, sie zu handhaben.
Und ja, ich finde das spannend, wie du da für dich den Weg gefunden hast.
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DANKESCHÖN
Mit Ku’damm 63 wird die Geschichte der Familie Schöllack in der Tanzschule „Galant“ am Kurfürstendamm fortgesetzt und Familie Schöllack muss sich auch in den 60er-Jahren mit gesellschaftlichen Zwängen und persönlichen Liebesdramen auseinandersetzen. Doch nicht nur die Frauen, sondern auch die „Ku‘damm“-Kerle, plagen 1963 Probleme: Alexander Albrecht ist neu im Ensemble und ergänzt den hochkarätigen Cast rund um Freddy (Trystan Pütter), der eine eigene Bar aufgemacht hat, aber plant nach Amerika auszuwandern, weil er für sich als Jude in Deutschland keine Zukunft mehr sieht. Regie führt Sabine Bernardi, der Historien-Dreiteiler ist eine Produktion der UFA-FICTION im Auftrag des ZDF.
Neben der Arbeit vor der Kamera schlägt sein Herz ganz groß für die Bühne und das Theater.
Zusammen mit Lucia Carreras und Machete Produdciones, beides ehemalige Kamera D’Or Gewinner (Cannes Film Festival) aus Mexiko-Stadt, schrieb und produzierte er den Kurzfilm La Boda De Baba. Mit diesem bizarren Werk, in dem er selbst auch die Hauptrolle portraitierte, durfte er an vielen Internationalen Festivals weltweit, aber hauptsächlich in Latein Amerika im Wettbewerb teilnehmen (Morelia, Guadalajara, Guanajuato, Festival de Cine Cuba, Gässli).
Ein herzliches Dankeschön an Katy Steinfeld, Steinfeld PR & Management Agentur für die großartige Unterstützung.